Donnerstag, 5. September 2002

Der Sinn des Lebens

Torsten Reichelt

Was soll der Sinn des Lebens schon sein? Natürlich, die Zeit zwischen Geburt und Tod mit möglichst viel Genuß bei möglichst wenig Aufwand herumzubringen. Karriere machen, Geld verdienen, um die materiellen Mittel für den Genuß zur Verfügung zu haben - womit sich der Kreis schließt.

Wirklich?

Ich habe eine etwas andere Vorstellung:

Der Sinn des Lebens ist das langfristige Überleben der Menschheit in und mit ihrer Umwelt bei größtmöglicher Zufriedenheit jedes Einzelnen.

Warum?

1 Der biologische Sinn

'Unter den Wilden werden die an Körper und Geist Schwachen bald eliminiert; die Überlebenden sind gewöhnlich von kräftigster Gesundheit. Wir zivilisierten Menschen dagegen tun alles mögliche, um diese Ausscheidung zu verhindern. Wir erbauen Heime für Idioten, Krüppel und Kranke. Wir erlassen Armengesetze, und unsere Ärzte bieten alle Geschicklichkeit auf, um das Leben der Kranken so lange als möglich zu erhalten. (...)

Infolgedessen können auch die schwachen Individuen der zivilisierten Völker ihre Art fortpflanzen. Niemand, der etwas von der Zucht der Haustiere kennt, wird daran zweifeln, daß dies äußerst nachteilig für die Rasse ist. Es ist überraschend, wie bald Mangel an Sorgfalt (...) zur Degeneration einer domestizierten Rasse führt.' Charles Darwin

Die Evolutionstheorie sagt ganz eindeutig: Das Leben ist nur für den Stärksten da. Alles, was ihm dient, darf er tun. Auch zum Schaden anderer Individuen. Völliger Unsinn ist, Schwachen das Überleben zu ermöglichen und dafür auch noch Mittel zu vergeuden, die besser der Stärke der Starken dienen sollten.

Das einfachste Beispiel ist der Nachwuchs. Er ist nicht nur eindeutig schwächer, sondern schwächt auch zusätzlich die anderen Individuen, insbesondere die Mutter. Nach dem Gesetz des Stärkeren ist es völlig idiotisch, ihn zu ernähren, zu beschützen oder überhaupt erst zu zeugen.

Als letzte Schlußfolgerung kommt man darauf, daß nur der Stärkste allein überlebt und ohne Nachkommen stirbt. Die Entstehung des Lebens und die Evolution selbst stehen dazu im Widerspruch. Damit ist die Evolutionstheorie falsch - aber genau die war der Ausgangspunkt.

Wie kann aber eine Theorie sich selbst widerlegen?

Ganz einfach: Indem sie unvollständig ist, unvollständig verstanden oder fehlerhaft interpretiert wird.

Das Ziel besteht nämlich nicht im Überleben des Stärkeren, sondern in der Erhaltung und Entwicklung der Art. Nachkommen werden gezeugt, ernährt und beschützt. Bei in Gruppen lebenden Arten verzischt sich der Stärkste bei Gefahr nicht, sondern stellt sich der Gefahr entgegen und schützt damit die Schwächeren - auch zum eigenen Nachteil.

2 Der soziologische Sinn

Nicht nur in der deutschen Geschichte gab es konsequente Vertreter des Sozialdarwinismus, die im Extremfall den materiellen Aufwand für die Schwachen auf etwas Blausäure reduzierten. Zur Rechtfertigung verwendeten sie die erläuterte unvollständige Auslegung der Evolutionstheorie.

Auch wenn es den 'Stärksten' unbequem ist: Für den Menschen besteht der Sinn des Lebens ebenfalls in der Erhaltung und Entwicklung der Art. Diese ist nicht an den persönlichen Erfolg gebunden, der üblicherweise in Position und Besitz bemessen wird.

Und sie ist erst recht nicht davon abhängig, welche gegenständlichen Werte ein Mensch für sein persönliches Vergnügen Anderen entzieht. Genau betrachtet sind die Menschen, die gewöhnlich als die Stärksten betrachtet werden (die Schönen, Reichen, Erfolgreichen - und Nichtsnutzigen), diejenigen, die dem Sinn des Lebens entgegenhandeln.

Dieser besteht nämlich nicht im Eigen-, sondern im Gemeinnutz. Auch nach diesem Prinzip ergibt sich die Notwendigkeit von Führern - allerdings ausgezeichnet durch Kompetenz und Leistungsfähigkeit, nicht durch die Behauptung, diese Eigenschaften zu besitzen. Sie sind leicht überprüfbar - nämlich am Erfolg für die Gemeinschaft - und nicht an Yachten, Villen und teuer Kleidung.

Der Sinn des Lebens beschränkt sich aber nicht auf den zwischenmenschlichen Bereich. Die Erhaltung der Art erfordert auch eine Umgebung, in der die Art überleben kann – die Umwelt.

Jeder Schaden, den man ihr zufügt, verschlechtert die Überlebensbedingungen künftiger Generationen. Das bedeutet nicht, daß man die Umwelt unberührt läßt. Aber sie sollte zu jedem Zeitpunkt stabil gehalten werden können. Von diesem Zustand sind wir weit entfernt. Erstens ist ein auch nur annähernd stabiler Zustand der Menschheit untrennbar mit einer fortgesetzten Schädigung der Umwelt verbunden. Viele Menschen können nur dadurch überleben, daß sie die Umwelt zerstören (z.B. Vernichtung des Regenwaldes durch Goldwäsche und für landwirtschaftliche Zwecke). Zweitens haben wir schon so viele ökologische Zeitbomben gelegt (Deponien chemischer und nuklearer Gefahrenstoffe, ABC-Waffen), daß Folgeschäden auch dann eintreten werden, wenn ab sofort keine neuen Gefahrenquellen geschaffen werden.

3 Die natürliche Moral

Obwohl das Handeln seit Jahrtausenden oder schon immer hauptsächlich von rücksichtsloser Selbstsucht (=Egoismus) geprägt ist, halten sich hartnäckig Vorstellungen, wie menschliches Verhalten aussehen sollte. Christlichkeit, Ritterlichkeit, Humanität - trotz unterschiedlicher Moral, die Ausdruck des jeweiligen Entwicklungsstandes zwischenmenschlicher Beziehungen ist, bleiben die Eigenschaften eines 'guten Menschen' recht konstant.

Häufig ist dabei von 'alten Werten' oder 'Werteverfall' die Rede. Dabei waren diese idealistischen Wertvorstellungen wahrscheinlich nie Grundlage einer größeren menschlichen Gemeinschaft.

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit möchte ich die Werte nennen, die ich dazuzähle: Ehrlichkeit, Vernunft, Bescheidenheit, Toleranz, Opferbereitschaft, Nächstenliebe, Verläßlichkeit.

Woher kommen diese Vorstellungen? Aus meiner Sicht sind es Vorgaben im menschlichen Bewußtsein, deren Verletzung unangenehme Empfindungen ('Gewissensbisse') auslöst. Der Einzelne kann sie zwar unterdrücken und sich aberziehen, aber sie werden dennoch immer wieder auftauchen. Anders ausgedrückt, befindet sich der Mensch im ständigen Kampf gegen einen scheinbar unüberwindlichen Gegner - das 'Gute' bzw. die Verhaltensmuster, die das langfristige Überleben der Menschheit ermöglichen.

Papst Johannes Paul II. hat dem einen treffenden Namen gegeben: Natürliche Moral (im Unterschied zu persönlicher und gesellschaftlicher). Viele werden wohl einen göttlichen Ursprung leugnen - damit ergibt sich aber die Frage, wo die Vorstellungen sonst herkommen, die regelmäßig Menschen dazu bringen, sie zu vertreten. Und das ohne Rücksicht auf persönliche Nachteile.

Wieso sind ausgerechnet die Vertreter dieser Verhaltensgrundsätze auch diejenigen, die behaupten, den Sinn des Lebens zu kennen und zufrieden zu sein? Was natürlich diejenigen nicht verstehen können, die unzufrieden auf Goldhaufen in Schlössern sitzen und bei den Zufriedenen die Abwesenheit materiellen Strebens und Besitzes bemerken.

Dabei ist die Erfahrung ganz einfach zu machen. Man muß nur einem Anderen eine Freude bereiten (was immer mit persönlichem Verlust in Form von Zeit, Energie und/oder Geld verbunden ist). Je besser man die tatsächlichen Wünsche und Bedürfnisse des Anderen trifft, umso mehr wird der sich freuen und das auch zum Ausdruck bringen. Und umso größer ist die eigene Freude trotz des persönlichen Verlustes. Anders ausgedrückt: Geben ist seliger denn Nehmen.

Das ist nur damit zu erklären, daß eine natürliche Vorgabe besteht - eben die 'natürliche Moral', deren Verletzung zum 'schlechten Gewissen' führt, der Prüfstein, ob eine Handlung dem Sinn des Lebens entspricht oder nicht, der Grund, warum die Erkennung dieses Sinnes Zufriedenheit schafft.

4 Noch mehr Gefühl

Im Bewußtsein sind die erstrebenswerten und gemiedenen Zustände bereits vorgegeben: Gefühle, die als positiv oder negativ bewertet werden. Zu den positiven gehören Zufriedenheit, Sicherheit, (Vor-)Freude, Vertrauen, Liebe, Lust, Ekstase; zu den negativen Unzufriedenheit, Unsicherheit, Angst, Mißtrauen, Zorn, Haß, Neid, Schmerz und andere.

Da stellt sich die Frage, wie Jeder ein möglichstes Überwiegen der positiven über die negativen erreicht. Viele kurzsichtige Menschen tun dies, indem sie für sich selbst nach einem Maximum positiver Gefühle streben, auch unter Inkaufnahme negativer Gefühle bei Anderen (auch kurz als egoistisches Handeln bezeichnet). Wird dies aber zum allgemeinen Verhaltensmuster, wie das gegenwärtig in der "zivilisierten westlichen Welt" der Fall ist, wird das schädliche Handeln Anderer für jeden Einzelnen Schaden verursachen und somit negative Gefühle auslösen.

Daraus ist leicht abzuleiten, wie ein Maximum eigener positiver Gefühle erreicht werden kann: Durch eine Gemeinschaft, in der Jeder auch für den Anderen dieses Maximum anstrebt und aus der Alle ausgegrenzt werden, die dieses Prinzip egoistisch verletzen.

Nicht Selbstaufopferung, Büßen und Leiden sind die optimalen Verhaltensrichtlinien, sondern vernünftiger Genuß, der berücksichtigt, daß auch alle anderen Menschen einschließlich künftiger Generationen genießen wollen (siehe Aufsatz “Das Böse”).

5 Wir glauben auch jeden Scheiß

Wenn die Lösung so einfach ist - warum bestimmt sie nicht unser Handeln? Warum richten wir Schaden an und schaffen eigene und fremde Unzufriedenheit, anstatt den einfachen Weg zu gehen, der die Belohnung in sich selbst trägt? Warum rennen wir ziellos durchs Leben auf der ständigen Suche nach mehr Genuß, ohne je Erfüllung zu finden und mit dem ständigen Gefühl, das Beste zu verpassen? Fürchten wir den Tod nur, weil er unserem Genuß, dem Wettlauf mit dem falschen Ziel, ein Ende setzt?

Ich kann diese Fragen nicht mehr beantworten, da ich den Sinn des Lebens kenne – im biologischen, soziologischen, religiösen und emotionalen Sinn. Dazwischen existiert ohnehin kein Unterschied. Ich habe lange genug nach oberflächlichen egoistischen Zielen gestrebt und dabei auch erheblichen Schaden für Andere verursacht. Dabei blieb die ständige Unzufriedenheit, das Gefühl des falschen Ziels und das 'schlechte Gewissen'.

Wenigstens kann ich erklären, wo das herrührt: Von Kindheit an wird dem Menschen beigebracht, der Sinn des Lebens bestünde im eigenen Genuß. Daraus entwickelt sich ein Alles bestimmendes Verhalten. Und schaukelt sich hoch, da keine Zufriedenheit erreichbar ist und der Trugschluß gezogen wird, das sei mit noch mehr Genuß zu ändern.

Die Beeinflussung der Umgebung und Weitergabe an folgende Generationen ist selbstverständlich. Je ähnlicher zwei Dinge sind, desto stärker beeinflußt sich ihr Verhalten gegenseitig gleichsinnig.

Viele behaupten, ihre Aufgabe bestünde im Dienst an der Gemeinschaft. Tatsächlich ist das aber nur ihre 'ökologische Nische', die sie besetzen, um dort ihre Herrschsucht und Habsucht auszuleben - zum eigenen Genuß. So werden sie aber auch nur das Angestrebte erreichen und der Gemeinschaft nicht dienen können. Ein Blick in die Tageszeitung lässt das leicht nachvollziehen.

6 Der Ausblick

Irgendwie besteht die Meinung, die Mehrheit müsse recht haben. Dabei wird das ständig widerlegt. Sowenig, wie die Erde eine Scheibe ist, sind die Probleme der Zukunft mit Strategien der Vergangenheit zu lösen.

Die bisherige Entwicklung der Menschheit und der wissenschaftliche Fortschritt sind ganz wesentlich der persönlichen Herrschsucht, Habsucht und Ruhmsucht zu verdanken. Das kann weder positiv noch negativ eingeschätzt werden - es ist einfach geschehen. Es gibt nichts, was objektiv nur gut oder schlecht ist. So lehrt uns Auschwitz, wozu der Mensch fähig ist, wenn er falschen Gedanken und Zielen folgt. Richtig verheerend ist nur die Vergeßlichkeit (besser Verdrängung).

Im Moment stehen wir an einem Punkt, selbst das langfristige Überleben der Menschheit zu verhindern oder zumindest die Bedingungen drastisch zu verschlechtern. Und auch dafür schaffen persönliche Herrschsucht, Habsucht und Ruhmsucht die Grundlage.

Die Evolutionstheorie selbst gibt die Lösung vor: Untaugliches wird ausgelöscht und Neues, 'Fitteres' und 'Stärkeres' setzt sich durch. Und was 'stärker' ist, entscheidet nicht derjenige, der sich als 'Stärkerer' sieht und/oder bezeichnet, sondern wird von den Umgebungsbedingungen bestimmt. Die erfordern ein vernünftiges Handeln im Interesse der Gemeinschaft (Menschheit und Umwelt) und die Ausgrenzung derer, die zum persönlichen Nutzen Ressourcen verplempern.

Dieses Verhalten muß von Allen in allen Lebensbereichen aktiv umgesetzt werden, um ein optimales Ergebnis in zwischenmenschlichen Beziehungen und gegenüber der Umwelt zu erzielen - und somit ein bestmögliches langfristiges Überleben der Menschheit zu ermöglichen. Die Frage ist nicht, ob das persönliche und globale Umdenken zum Gemeinnutz stattfindet, sondern, wieviel weiterer Schaden bis dahin aus Dummheit, Hochmut und Egoismus angerichtet wird.

Anhang: Ein philosophischer Ansatz

Die Frage nach dem Sinn des Lebens hat Menschen lange Zeit beschäftigt. In unserer menschenfeindlichen Gesellschaft scheint sie Keinen mehr zu interessieren. Wer sich an dem Wort “menschenfeindlich” stört: Unsere kapitalistische und im persönlichen Maßstab egoistische Gesellschaft basiert auf dem Nutzen des Einzelnen zum Schaden Anderer. Das zeigt sich unter Anderem in der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, welche nicht nur von Christen und Kommunisten angeprangert wird. Die Ausbeutung ist eine eindeutig feindliche Handlung.

Viele gehen davon aus, daß die Mehrheit schon rechthaben wird: Sie sehen den Sinn ihres Lebens in Spaß, Konsum und persönlichem Erfolg, zum eigenen Nutzen und scheißegal auf wessen Kosten. Aber schon Jesus sagt deutlich, was er von der unvernünftigen Orientierung am Mehrheitsverhalten (auch Herdentrieb genannt) hält:

"13Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind's, die auf ihm hineingehen. 14Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind's, die ihn finden!” (Matthäus 7;13f.)

Das Sein, die Existenz an sich, gibt eine andere Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens: Er besteht im Handeln des Einzelnen für das langfristige Überleben der Menschheit in ihrer Umwelt bei größtmöglicher Zufriedenheit jedes Einzelnen. Ich möchte das begründen:

Das Universum ist. Weder gut noch schlecht noch irgendwie beurteilbar. Existenz an sich ist weder sinnvoll noch sinnlos. Diese Begriffe sind nicht anwendbar. Die Existenz des Universums ermöglicht aber die Existenz seiner Bestandteile. Nur das kann man als Sinn bezeichnen.

Die Betrachtung der Bestandteile führt in immer kleinere Bereiche: die Galaxis, deren Sonnensysteme ihre Existenz ausmachen, Sonne und Planeten, die das Sonnensystem bilden, Belebtes und Unbelebtes, das die Erde bildet, Menschheit, Tier- und Pflanzenwelt, die das Belebte bilden, Menschen, welche die Menschheit bilden, Zellen und außerzelluläre Stoffe, die den Menschen bilden und so weiter bis hin zu Elementarteilchen und Energie. Wer weiß, ob dahinter wieder etwas kommt? Immer wieder ergibt sich derselbe Sinn: Jede Existenz ermöglicht andere Existenz, und zwar wechselseitig.

Der einzelne Mensch existiert, um zum Einen die Menschheit zu bilden und zum Anderen seine Körperzellen am Leben zu erhalten. Betrachtet man die Wechselwirkung mit der Menschheit, so ist jeder größere als geringstmögliche Schaden und jeder geringere als der größtmögliche Nutzen ein Verstoß gegen den Sinn der eigenen Existenz, seines Lebens, egal, welchem Teil der Menschheit man ihn zufügt. Dazu gehört auf der nächsthöheren Ebene der Umgang mit der Umwelt, da ihre Zerstörung die Existenzbedingungen der Menschheit gefährdet.

Aufgrund der (angeblichen) Vernunft des Menschen und seinem freien Willen kann er den Sinn des Lebens aktiv umsetzen oder untergraben. Mit dem gegenwärtigen egoistischen menschlichen Handeln (Spaß, Konsum und persönlicher Erfolg, zum eigenen Nutzen und scheißegal auf wessen Kosten) untergraben wir ihn und damit die Existenzgrundlage künftiger Generationen. Ein verbreiteter Irrtum ist, daß die Mehrheit Recht haben müsse.

Auch "Expertenmeinungen" sind kein Anhaltspunkt, da oft in der Karriere von "Experten" Egoismus und Durchsetzungsvermögen eine größere Rolle spielen als Kompetenz. Da sich ihre Ansichten und Handlungen gegenseitig bedingen, ist von ihnen keine objektive Einschätzung zu erwarten. Nachrichten (Weltwirtschaftskrise, Klimaveränderung und damit verbundene Unwetter, Lebensmittelskandale, Artensterben, Konflikte) und eigenes Denken sind bessere Quellen zur Beurteilung.

Eine Parallele zu menschlichem Egoismus finden wir in der Medizin: Krebs. Auch Krebszellen konsumieren, dienen nur ihrem persönlichen Erfolg und bringen gleichartige Zellen hervor. Diese neuen Zellen tun das Gleiche, wobei sie Ihresgleichen auch nicht verschonen (Gewebsuntergang im Inneren bösartiger Tumoren, "zentrale Nekrose", durch Nähr- und Sauerstoffmangel). Mit dem Organismus stirbt auch der Krebs. Jede Krebszelle und der Tumor als Ganzes handelt gegen den Sinn des Lebens.

Nicht die Menschheit ist das Krebsgeschwür der Erde (wie manchmal behauptet wird), sondern die Egoisten sind das Krebsgeschwür der Menschheit. Die belebte Natur der Erde und das Universum kann der Mensch nicht ausrotten. Sehr wohl aber die Menschheit und anderes Leben.

Jeder hat die Wahl, dem Sinn des Lebens zu folgen oder Krebsgeschwür zu sein.

05.09.2002, geändert 17.03.2003
Torsten Reichelt


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