Samstag, 30. Mai 2009

Konditionierte Erbfeinde: Die Stare und die Weichspülerflaschen

Ich frage mich oft, wie bürgerlichen Ideologen möglich wurde, die Mehrheit der Lohnarbeiter antikommunistisch zu prägen. Die Anzahl von Kommunisten ist - zumindest in den "entwickelten westlichen Ländern" - auf einem Tiefpunkt; geradezu verheerend ist ihre geringe Unterstützung oder auch nur Akzeptanz in der Arbeiterklasse.
Wie kann das sein? Hat sich an der kommunistischen Weltanschauung etwas Wesentliches geändert, welche noch vor Jahrzehnten wesentlich mehr Menschen angezogen hat? Nein. Sind die Verbrechen, Ausbeutung und Unterdrückung, soziale Unsicherheit und Kriege im Kapitalismus weniger geworden? Wiederum nein, im Gegenteil. Die Mehrheit ehemaliger DDR-Bürger (etwa 2/3) halten den Sozialismus laut Umfragen für die bessere Gesellschaftsordnung -und die haben im Unterschied zu den ehemaligen BRD-Bürgern beide Systeme persönlich
kennengelernt, sind also eindeutig entscheidungskompetenter.
Aber was ist es dann, was sie hindert, Kommunisten zuzuhören, selbst nachzudenken und den Sozialismus als erstrebenswerte Gesellschaft zu erkennen? In mir keimt eine schlimme Vermutung.
Seit ein paar Tagen lese ich das Buch "Haben Tiere ein Bewußtsein?" von Volker Arzt und Immanuel Birmelin, Goldmann-Verlag (Berthelsmann-Gruppe) 1995 - also mit Sicherheit kein Buch, welches der marxistischen Literatur zuzuordnen ist. In dem Buch werden anhand von Tierexperimenten einige überzeugende Überlegungen angestellt, ob und inwieweit Tiere ein Bewußtsein haben.
Im Umkehrschluß lassen die Untersuchungen aber auch erkennen, in wie weitem Umfang Menschen in ihrem Verhalten eben nicht von selbständig durch abstraktes Denken erworbenen Erkenntnissen geleitet sind, sondern durch verschiedene andere Formen der Verhaltensprägung.
Ein Experiment zum Lernen durch Anschauung - in diesem Falle künstlich erzeugtem fehlerhaftem Lernen - war: Zwei Volieren mit Staren wurden Objekte präsentiert. Dabei konnten sich die beiden Gruppen von Staren sehen, aber das Objekt der jeweils anderen Gruppe nicht. Der einen Gruppe wurde eine ausgestopfte Eule präsentiert (Freßfeind), der anderen ein harmloser australischer Honigesser.
Was geschah? Die Stare der "Eulengruppe" attackierten die Eule unter aggressiven Angriffsrufen - eine effektive Abwehrstrategie. Nach einer Weile ließ sich die "Honigessergruppe" mitreißen und attackierte das harmlose Vögelchen. Nachdem die präsentierten Objekte umgekehrt wurden, geschah das Gleiche. Der harmlose Honigesser wurde den Feindbildern zugerechnet. Nicht nur das: das Verhalten wurde über mehrere Generationen weitergegeben.
Damit nicht genug: Das Gleiche funktionierte auch mit Eule und Weichspülerflasche. Durch das Anschauungslernen wurde die Weichspülerflasche über Generationen zum Erbfeind.
Nur wenig abgewandelt funktioniert der Trick in den bürgerlichen Medien. Wohl nur Wenige in der Bevölkerung der BRD haben persönliche Erfahrungen mit einem lebenden Exemplar der Gattung Kommunist. Um zu erreichen, daß dennoch für die Meisten die Kommunisten als Feinde erscheinen, die man bekämpfen muß ("einsperren", "erschießen", "aufhängen", "erschlagen", "vergasen" - allesamt Maßnahmen, die mir bei der Straßenagitation in einer belebten Fußgängerzone lautstark angedroht wurden), genügt, in den Medien "Experten" und "Opfer" zu präsentieren, die lauthals den - wohl angeboren - verbrecherischen Charakter der Kommunisten verkünden.
Bei einem ähnlichen Trick wird - tatsächlichen oder in Filmen fiktiven - Verbrechern die Eigenschaft "Kommunist" zugeordnet und so beim Konsumenten das verbrecherische Verhalten mit dieser Eigenschaft verknüpft.
Das genügt. Völlig gleichgültig ist, ob selbst seitens der Weichspülerflasche feindliche Handlungen beobachtet wurden oder solche rein logisch in ihrer Absicht liegen könnten. Sie ist der Erbfeind und die Pflicht aller guten Eltern und Erzieher ist, die nächste Generation zu forschen Antiweichspülerfläschlern zu prägen.
Bekanntlich ist der Mensch ein vernunftbegabtes, also zum Lernen durch abstraktes Denken befähigtes Wesen. Aber er macht davon beim Lernen, der Ausprägung von Verhaltensweisen, erschreckend wenig Gebrauch.
Um das zu verdeutlichen: natürlich zeigen auch wir den ausgebeuteten und unterdrückten Massen ein Bild ihres Feindes: der Bourgeoisie. Aber wir fordern sie ausdrücklich auf, SELBST durch eigene Beobachtung und eigenes Denken dieses Bild zu überprüfen - im Unterschied zu den politischen und Medienlakaien der Bourgeoisie, deren Aussagen höchstens an anderen Aussagen von Ihresgleichen oder von ihnen geprägter Nachplapperer überprüfbar sind.
Hier steht sich klar gegenüber: Überprüfung der Aussagen anhand weiterer Aussagen und Überprüfung der Aussagen anhand der eigenen Beobachtung und Bewertung der objektiven Realität.
Im Unterschied zur Bourgeoisie verheimlichen wir die Diktatur im Sozialismus nicht, die eine Diktatur der werktätigen Mehrheit über eine schmarotzerische Minderheit ist (entgegengesetzt der Diktatur weniger Kapitalisten über die Mehrheit der Lohnarbeiter im Kapitalismus). Wir verheimlichen nicht die notwendigen Zwangsmaßnahmen, welche gegen die Feinde des Sozialismus und damit der Interessen der werktätigen Mehrheit notwendig sind.
"Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen." (Marx/Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, 1848)
Jeder kann und soll sie überprüfen, da der Sozialismus / Kommunismus nur von selbständig denkenden und bewußt handelnden Menschen errichtet werden kann, welche die medienvermittelte Verhetzung und Verblödung durchschauen das Lügennetz der Bourgeoisie zerreißen.