Freitag, 29. Mai 2009

Sozialschmarotzer Teil 2: Die Wahrheit

Einen Hinweis darauf, wer die Sozialschmarotzer (diesmal nicht in Anführungszeichen) sind, die für leere Kassen bei sowohl den unteren sozialen Schichten als auch dem Staat sorgen, findet man in einem anderen Bericht der Bundesregierung4.

Das Bruttoinlandsprodukt ist in den vergangenen Jahren – bis auf einen kurzen Knick 20035 – kontinuierlich gestiegen, wenn auch langsam. Davon kommt in den unteren Einkommensschichten immer weniger an.

Die wachsende Armut in der BRD ist nicht nur Gegenstand der Untersuchungen von Wohlfahrtsverbänden, sondern auch des genannten Berichtes. Auf verschlungenen Wegen wird ein sogenanntes „Armutsrisiko“ ermittelt (wer mag, kann sich diese mathematisch-statistische Meisterleistung an Verwirrung im Report selbst ansehen). Aber welch abenteuerlich Ergebnis liefert das? „Insgesamt hat das Armutsrisiko von 1998 bis 2003 von 12,1 % auf 13,5 % leicht zugenommen“ steht „Öffentliche Transfers der Sozialversicherungen und der Gebietskörperschaften (z. B. Renten, Kindergeld, BAFöG, Sozialhilfe) senken das Armutsrisiko im Jahr 2003 um rund zwei Drittel“ gegenüber. Also geringfügige Zunahme oder sprunghafte Senkung trotz geringfügiger Zunahme oder was nun?

Aber nicht nur laut diesem Bericht steigt das Risiko. Die Armut – auch die von Kindern – nimmt ganz konkret zu: „Rund eine Million Kinder unter 15 Jahren leben in Deutschland von Sozialhilfe.
965.000 waren es im Jahr 2004, das sind gut drei Prozent mehr als im Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden bekannt gab. Seit dem Inkrafttreten von Hartz IV am Jahresanfang sind nach Schätzungen von Sozialverbänden deutlich mehr Kinder betroffen. Von mehr als 1,5 Millionen geht der Deutsche Kinderschutzbund aus, wie Bundesgeschäftsführerin Gabriele Wichert sagt.“6

Also bei den ärmeren Schichten landets nicht – und auch seitens des Staates ist das Geheule über „leere Kassen“ zur Rechtfertigung weiterer „Reformen“ kaum noch auszuhalten. Nur, wo isses denn dann hin, das schöne Bruttosozialprodukt?

Auch darüber weiß der „ Armuts- und Reichtumsbericht“ Auskunft zu geben: „Allerdings sind die Privatvermögen in Deutschland sehr ungleichmäßig verteilt. Während die unteren 50 % der Haushalte nur über etwas weniger als 4% des gesamten Nettovermögens (ohne Betriebsvermögen) verfügen, entfallen auf die vermögendsten 10 % der Haushalte knapp 47 %.
Der Anteil des obersten Zehntels ist bis 2003 gegenüber 1998 um gut 2 Prozentpunkte gestiegen.

Diese Entwicklung ist zum größten Teil auf eine Steigerung der von den Haushalten selbst eingeschätzten Höhe ihrer Immobilienvermögen zurückzuführen, was vor allem die Vermögen der reicheren Haushalte beeinflusst, da sie sehr viel häufiger als die übrigen Haushalte über Immobilien verfügen; im obersten Zehntel besitzt praktisch jeder Haushalt Grundvermögen, im untersten Zehntel nur rund 6 %. Auch sind die geschätzten Immobilienwerte bei den Haushalten im obersten Zehntel durchschnittlich über zehnmal so hoch wie bei denen im untersten Zehntel.“

Leider existiert kein Bericht darüber, inwieweit Diejenigen, auf welche der Reichtum konzentriert ist, zum gesellschaftlichen Reichtum beitragen. Aber das kann sich Jeder selbst fragen: stehen die Brüder Albrecht an den ALDI-Kassen? Kann Jemand, der ja als Reicher und Schöner ständig – schon für die Boulevard-Presse (die Seinesgleichen gehört) – mit Luxusleben beschäftigt ist, so viel arbeiten wie ein Arbeiter im Schichtbetrieb? Kann Jemand so viel mehr arbeiten, daß - gegenüber Vollbeschäftigten an der unteren Einkommensgrenze - Millionengehälter gerechtfertigt sind? Ist „Verantwortungtragen“ wirklich eine Arbeit, die zudem überproportional entlohnt wird?

Für jeden denkenden Menschen ist klar: Sozialschmarotzer existieren. Nur nicht dort, wo ihre eigenen Zeigefinger hinzeigen. Oder wo sie von ihren Lakaien in Staat, Management und Medien hinzeigen lassen.

4 „Lebenslagen in Deutschland: Der 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung“
5 Satistisches Bundesamt Deutschland, http://www.destatis.de/themen/d/thm_volksw.php
6 FAZ.NET, 19. August 2005