Samstag, 30. Mai 2009

Viele Märchen und 6 Tatsachen

die Medien überschlagen sich ja mit Stimmen und Kommentaren, die uns versichern sollen, daß Billig- und Mehrarbeit Arbeitsplätze schafft, Steuersenkungen Investitionen fördern und die Sozial"reformen" Zukunftssicherheit schaffen. "Experten" legen fremd- und fachwortgespickt dar, wie diese eines Münchhausen würdigen Kunststücke funktionieren sollen (der es nach eigenen Angaben bekanntlich schaffte, sich samt Pferd selbst an den Haaren aus dem Sumpf zu ziehen).
Viele hören bei dem ganzen verwirrenden Geplapper schon lange weg, weil sie meinen, das sei ihnen zu hoch. Aber das ist nicht zu hoch, sondern eine simple Taktik, die Harry S. Truman treffend formulierte:
If you cannot convince them, confuse them. (Wenn Du sie nicht überzeugen kannst, verwirre sie.)
Oder auch Goethe, Faust I:
Mephistopheles.
Das ist noch lange nicht vorüber, Ich kenn’ es wohl, so klingt das ganze Buch; Ich habe manche Zeit damit verloren, Denn ein vollkommner Widerspruch
Bleibt gleich geheimnisvoll für Kluge wie für Toren. Mein Freund, die Kunst ist alt und neu. Es war die Art zu allen Zeiten, Durch drei und eins, und eins und drei
Irrtum statt Wahrheit zu verbreiten. So schwätzt und lehrt man ungestört; Wer will sich mit den Narrn befassen? Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.
So ziemlich alle Politiker, "Experten", Schreiberlinge und sonstiges Lakaienvolk des Kapitals tischen unverschämt Lügen und Märchen auf. Durch die verwirrenden Konstruktionen bleibt der Sinn (und bleiben damit die Widersprüche in den Aussagen) verborgen. Die Anhäufung von Fremd- und Fachworten erweckt den Schein von Kompetenz und der normale Proletarier kapituliert vor soviel "Expertise". Und da der Schwachsinn täglich 24h über (fast) alle Medien verbreitet wird, gewinnt er den Eindruck, da müsse doch was dran sein. Ist es aber nicht.
Was sind die Tatsachen?
1. Die gesellschaftlich notwendige Arbeit wird von den Arbeitenden verrichtet. Für 8 Millionen (oder meinetwegen die geschönten 4,8 Millionen) ist keine Arbeit da. Einziger Ausweg wäre die 30-Stunden-Woche, um die notwendige Arbeit zu verteilen. Das aber widerspricht den Grundzügen des Kapitalismus und ist in ihm nicht umsetzbar.
2. Lohnsenkungen und Billiglöhne incl. den gesetzwidrigen 1-€-Jobs verdrängen tariflich bezahlte Arbeit und senken das Einkommen breiter Schichten. Das führt zu einem noch schnelleren Zusammenbruch des Konsums, was umgehend auf die Nachfrage im produktiven Sektor durchschlägt. Die Folge sind weitere Arbeitslose.
3. Steuerentlastungen für Kapitalisten (Unternehmenssteuern, Vermögens- und Erbschaftssteuern, aber auch Einkommenssteuern) führen nicht zu Investitionen (denn dafür wäre eine Nachfrageerhöhung nötig), sondern zum Zusammenbruch der Haushalte - was weitere Notverordnungen ("Reformen") im Sozialbereich und bei anderen öffentlichen Ausgaben nach sich zieht.
4. Vollbeschäftigung ist auch im Kapitalismus möglich, wie die Geschichte mehrfach bewies. Z.B. nach großen Kriegen, wenn die Zerstörung und Vernichtung von Arbeitskräften eine neue Aufschwungphase ermöglicht (in der BRD bis in die 60er), aber auch schon vorher in Rüstungsbetrieben und Schützengräben. Daran wird fleißig gearbeitet.
5. Es gibt eine Gesellschaft, zu deren Grundzügen Vollbeschäftigung und soziale Sicherheit gehören. Die nennt sich Sozialismus.
6. Der Kapitalismus läßt sich nicht dauerhaft verbessern, sondern nur beseitigen. Alles Andere sind Wunschträume und Märchen. Geschichtsbücher und Tageszeitungen lassen das leicht nachprüfen.